Liebes RTL– Euer Dschungel ist dieses Jahr ja etwas langweilig... ich hätte da noch einige Kandidaten, die Australien zur großen Oper verwandeln würden!
ungedrucktes
Das private blog von Axel Brüggemann
Montag, 26. Januar 2015
Sonntag, 21. April 2013
Aufschrei der Sänger
Sängerinnen um die Österreichische Mezzo-Sopranistin Elisabeth Kulman kritisieren die Gagen und Probebedingungen der Salzburger Festspiele. Das ist ihr gutes Recht. Aber damit lenken sie ungewollt vom eigentlichen Problem ab: der neuen Zweiklassen-Gesellschaft der Oper.
Die Opernfrauen schreien auf. Ihr Wehklagen schmettert höher als das hohe f der Königin der Nacht durch die Feuilletons und Kulturjournale. Es geht ums Geld. Und um die Probebedingungen. Ausgelöst hat die österreichische Mezzo-Sopranistin Elisabeth Kulman den öffentlichen Aufschrei, als sie gegen die neue Vertragssituation bei den Salzburger Festspielen protestierte: Sänger werden ab sofort nur für die Aufführungen bezahlt, die Probepauschale ist gestrichen. Wer in der letzten Probe krank wird, steht trotz Arbeit ohne Geld da. Selbst die Generalproben müssen ohne Gage absolviert werden, und das, obwohl Intendant Alexander Pereira mit Vorpremieren-Tickets Geld verdient. Die US-Sängerinnen Laura Aikin und Susan Graham schließen sich dem Protest an: Sie wären durch derartige Regelungen gezwungen, aufzutreten, selbst wenn ihre Gesundheit das nicht zulasse – schließlich seien die Abendgagen „Anreiz genug“. Von „Sklavenmarkt-Politik“ und „Ausbeutung“ ist die Rede, ja „vom Ende der Oper“ gar.
Für ihren Aufschrei brauchen die Operndamen keinen Hashtag, sie nutzen den Internetblog von Englands polemischstem Opernkritiker Norman Lebrecht. Ein Reservoire für Hard-Core-Klassikfans, Besserwisser, Tastendiven und eingeschworene Stimm-Fan-Gruppen. Das wirklich Erstaunliche ist, dass der Opern-Aufschrei auch vom Feuilleton weitgehend kritiklos hingenommen wird. Feuilletons, Radio- und Fernsehsender bieten den Sängerinnen ein fast kritikloses Forum. Für Kulturjournalisten ist die These von der Ausbeutung im Opernbetrieb ein mindestens so großer Skandal wie Amazon und Lidl!
Derzeit gibt es nur wenige, die widersprechen. Einer ist der Chefdirigent der Covent-Garden Opera in London. Antonio Pappano, stellte – ebenfalls auf Lebrechts Blog – klar, dass die heutige Sängergeneration schwächelt. Grund waren die London-Absagen von Jonas Kaufmann und Juan Diego Florez: „Körperlich sind die Sänger auch nicht mehr, was sie einmal waren. Domingo hätte auf dem Totenbett liegen müssen, bevor er eine Vorstellung abgesagt hätte.“
Dienstag, 9. April 2013
Brüggemann vs. Börgerding
Im Klub-Dialog hat Bremens Intendant Michael Börgerding sieben Eine-Minute-Thesen zum Theater in unserer Zeit aufgestellt. Das darf nich unwidersprochen bleiben. Hier meine schnell hingeschribenen Einlassungen.
1) Stadttheater
Städte sehen heute anders aus als vor 10, 20, 50 oder 100 Jahren. Das hat zu tun mit Geld-, Waren- und Menschenströmen, auch mit politischer Gestaltung und wundert eigentlich niemanden.
Wenn man etwas älter ist, staunt man vielleicht über das Tempo der Veränderung. Für viele ist die Großstadt eine lustvolle Jetzterfahrung mit ungeahnten Möglichkeiten und gewollten Risiken. Während Science-Fiction-Fans schon lange wissen, dass die Mega-Stadt der Zukunft aus einem bewachten Luxusraum der Superreichen und den endlos wuchernden Slums besteht, bevölkert von untoten Restmenschen, den Zobies. Dass das Theater heute anders aussieht als vor 10, 20, 50 oder 100 Jahren, verwundert hingegen noch immer viele. Dass es anders aussehen könnte und oft müsste, hat seine Begründung in der Veränderung unserer Erfahrungen von Großstadt.
1) Replik Stadttheater
Dass Stadttheater-Macher behaupten, ihr Theater würde ein Ort der Verwandlung sein, ein Raum, in dem die Zukunft vorgedacht wird, ist einer der vielen Punkte, in denen das Theater erfreulicher Weise so alt argumentiert wie eh und je. Fakt ist, dass die wahren Zombies der lebendigen, modernen Städte die alten Stadttheater sind, die innerhalb der bestehenden Subventions-Strukturen zwar von Umbruch reden, am Ende aber lediglich Epigonen des kulturellen Wandels darstellen und die Zeichen der Zeit nicht vorwegnehmen, sondern dann auf die Bühne stellen, wenn sie im realen Leben längst wieder geklittert werden.
Gerade im Wandel von Geld-, Waren- und Menschenströmen wäre es innovativ, wenn die Traditionseinrichtung Theater ihre Modernität durch das Festhalten an alten Werten unter Beweis stellen würde: an der Pflege und Neubefragung der Tradition, statt sich dort zu verorten, wo andere schon längst viel weiter und kreativer sind. Kern der Theaterkultur ist ihre Sinnlichkeit – sie gilt es, notfalls auch gegen die tickende Weltzeituhr, zu behaupten.
2) System und Umwelt
Theaterleute sind immer gefährdet, dass sie nur im Theater etwas sehen und nur vom Theater etwas verstehen. Die “Welt” da draußen – die eine Welt der Vermittlung und der Bilder ist – dringt nicht immer bis in das System Theater. Die Welt “da draußen” – eine Welt der harten sozialen Realitäten und scheiternden Biographien mit einer neuen existenziellen Erfahrung: Freiheit macht arm – dringt nicht von selbst auf die Bühne. Das Theater ist im Augenblick vielleicht wie nie auf die Ressourcen der Umwelt angewiesen. Angewiesen auf Fachleute, auf Soziologen, bildende Künstler, Designer, Filmemacher und Werber, auf Kreative, auch auf Spezialisten des Alltags. Man kann dabei die Vielfalt von Meinungen, Haltungen, Blicken zum einen aushalten (was bisweilen schwer genug ist), man profitiert zum anderen tatsächlich von ihr. “Diversität lässt auf Wohlstand schließen”, heißt es lapidar in der Soziologie. Man könnte die Vielfalt eines Stadttheaters auch mit Walt Whitman besingen: “I am large, I contain multitudes.”.
2) Replik: System und Umwelt.
Das Theater verliert jeden Anspruch darauf, Teil der Welt „da draußen“ zu sein, wenn sie Soziologen, bildende Künstler, Designer, Filmemacher und Werber – so genannte Kreative – als eben diese „Draußewelt“ definiert. Als wenn Schakespeare den Pressesprecher von Königin Elisabeth und Rat gefragt, oder Renaissance-Soziologen verdichtet hätte! Die Welt da draußen ist kein Ort, den ein hermetisches Theater betrachtet, um mal schnell die Bühnentür aufzumachen und sich via Youtube Experten einzuladen. Die Welt da draußen ist längst das eigentliche Spektakel, und seine Experten sind die Bauarbeiter, die Hartz IV-Empfänger, die Politiker, Denker und, ja – zum kleinen Teil auch – die selbst ernannten Kreativen! Man könnte das Stadttheater tatsächlich mit Walt Whitman besingen, man könnte aber auch einfach nur mal das Fenster aufmachen, U-Bahn fahren und das Spektakel unserer Zeit als Bühne begreifen, deren Existenzkampf die Legitimation für jede Form der theatralen Inszenierung sein muss.
3) Kunst
Theater – die Oper, das Schauspiel, der Tanz – ist dabei mehr als ein Kommunikationsort, es ist ein Ort der Kunst. Zu den großen Stoffen der Theaterliteratur wie der Operngeschichte gehört eine Empfindlichkeit für die tragische Situation des Einzelnen jenseits von ideologischen Lösungen. Pathos und Klage, Trauer und Emphase, Amok und Depression sind ein Einspruch gegen die politische und soziale Realität, sie markieren dabei aber auch die schmerzhafte Grenze der politischen Aufklärung. Selbstverständlich ist das Theater aber auch ein Ort der Unterhaltung, des Spiels, des Lachens, der Schönheit und des Unsinns – eine Gegenwelt zu der durchgetakteten Welt der Effizienz, die alles und alle durchdringt.
3) Replik: Kunst
Nur Theaterzombies können den Ort der Kunst als unterhaltsamen und definierten Einspruch gegen die politische und soziale Realität begreifen, als Gegenwelt der „durchgetakteten“ Realität! Die Welt des Theaters ist – und das war sie weder bei Shakespeare noch bei Mozart oder Wagner – keine ästhetische Gegenwelt, kein ausschließliches Versuchslabor – es war, ist und muss Abbild sein, Kompressor des Gegenwärtigen, Verdauungsapparat. Das Theater hat kein Monopol auf das Absurde, Unsinnige und Spielerische, das doch in der Welt, im Menschsein angelegt ist. Die Bühne ist, wenn sie wirken will, kein Kuschelzoo, sondern das radikal unverschämte Extrem unserer Wirklichkeit.
Montag, 25. März 2013
Die Riemann Heuchelei
Jetzt wird Katja Riemann also zur Revolutionärin im Kampf gegen den deutschen Fernseh-Fluffi-Talk stilisiert. Sie, die mit ausgestellter schlechter Laune, blonden Locken und merkwürdig verschränkten Armen emotionale Wellen im seichten Gewässer des Vorabendtalks schlägt. Die Zicke als Medien-Marianne auf den Barrikaden für Freiheit, Gesprächskultur und Künstler-Souveränität! Und gleichzeitig werden all jene, die noch am Tag nach dem NDR-Interview auf dem roten DAS-Sofa über die schlechten Manieren der Schauspielerin hergezogen haben, heute als frustrierter Mob, rammdösige Fernseh-Weggucker und popelige Spießer geoutet, die am Nachmittag nichts anderes zu tun haben als Katja Riemann anzuschauen und dabei gar nicht merken, dass sie selbst unter ihrem eigenen Niveau unterhalten, nein: verdummt werden!
Profilierte Medienmacher stellen sich seit einer Woche penetrant vor die schlecht gelaunte Schauspielerin und jubeln, dass endlich mal jemand den Mut aufgebracht habe, nicht mitzuspielen, wenn das Vorabendprogramm dussellig dahinsendet. Kurzerhand wird Moderator Hinnerk Baumgarten zum Deppen der Nation gestempelt, der vorher höchstens mit Bäumen gesprochen habe (Sibylle Berg) oder sich lieber mit seinen Jungs auf die Harley schwingt, um durch das nordische Flachland zu jagen!
Sibylle Berg bringt es auf den Punkt, dass der Fernseh-Pöbel ja irgendjemanden hassen muss, den er hassen kann, weil er selbst nicht in der Lage ist, sich zu lieben. Else Buschheuer postet auf Facebook, dass auch sie schon bei DAS zu Gast war und die dortigen Umgangsformen ebenfalls unerträglich fand. Und Medien-Papst Stefan Niggemeier erinnert eine Woche später im SPIEGEL noch einmal daran, dass er es war, der die Lawine in Rollen gebracht, den Kommunikationsunfall ausgegraben und den eigentlichen Crash - das Riemann-Bashing - aber nicht gewollt habe!
Mittwoch, 20. März 2013
Replik auf Müllers Bayreuth-Kritik
Die Gefahr besteht, dass wir Wagner-Buch-Autoren uns im Jubeljahr durch die schier unüberschaubare Flut von Neuveröffentlichungen selbst neutralisieren. Und dennoch gibt es allerhand spannende, neudeutende und kontroverse Erscheinungen. Gerade ist Sven Oliver Müllers „Richard Wagner und die Deutschen“ auf meinem Tisch gelandet, „Eine Geschichte von Hass und Hingabe“. Ich habe das Buch noch nicht komplett gelesen, nur das Kapitel, das auch meinen Zugang zu Wagner betrifft - es geht um das „Public Viewing“ in Bayreuth und die Kino-Übertragungen der Festspiele, die – um es vorweg zu nehmen – für Müller „die größte Niederlage“ sind, „die der alte Wagner post mortem einzustecken hat.“ Das nenne ich: eine Meinung. Und: Gut, dass dieses Phänomen endlich einmal ausgeruht zur Debatte kommt. Denn seit langem fehlt uns ein Diskurs über die Frage, wie die modernen Multimedien (Fernsehen, Kino, Leinwand-Events, Internet etc.) das alte Multimedium Oper gewissenhaft übersetzen.
Mittwoch, 25. Juli 2012
Gedanken zum Bayreuther "Holländer"
Irritierend
ist die neue Lust am Ätzen, am Meckern, am hinterfotzigen Schlechtmachen und an
der dauernden Selbstbefriedigung, die ihre Befriedigung daraus zu zehren
scheint, kein gutes Haar an anderen zu lassen. Ein Trend, der im Internet längst
selbstverständlich ist, dort, wo frustrierte Männer oder abgeschriebene Frauen
sich unter Pseudonym und ihrer eigenen Gürtellinie in irgendwelchen
Online-Foren Luft machen und intrigieren, mobben oder Shitstorms entfachen. Ein
populärer Un-Trend, der auch im Journalismus immer mehr an Fahrt gewinnt,
namentlich im Feuilleton.
Ja,
es kann frustrierend sein, Tag für Tag in irgendeiner Operninszenierung zu
sitzen und immer wieder das Gleiche zu sehen: die verstaubte Schubladenkiste
des angeblich so modernen Regietheaters.
Einige
Kritiker scheinen vor dieser trostlosen, eigenen Existenz in operettenhafte
Buchstabensuppen zu flüchten, in der jeder Löffel mit einer übersalzenen Pointe
gewürzt sein muss. Andere in zur Schau gestellter Schlechtgelauntheit. Wieder
andere – und ich befürchte, dazu zählt der Autor dieser Zeilen selbst – in
einen Abstand zum Metier, in Exkurse in die Welt und die strenge Einhaltung
regenerativer Pausen.
Aber,
hey, liebe Kollegen, es ist nicht unser Job, unserer eigenen Misere auf dem
Rücken anderer freien Lauf zu lassen! Wir sind keine Onlinepseudonyme, die
morgen wieder Frust schieben. Wir stehen mit unseren Namen für den Glauben an
die Kunst. Wir sind keine „Musikkrrrrrritikerrr“ á la Kreisler! Wir sind
Menschen der Leidenschaft, zutiefst überzeugt von der Sinnhaftigkeit der
klassischen Musik. Und damit eine Minderheit innerhalb unserer Gesellschaft.
Gemeinsam mit Sängern, Dirigenten und Regisseuren.
Sonntag, 1. April 2012
Aus dem Wind gedichtet
Der Ösis Wagner schweigt, oh weh,
die Krone, ab heute ohne Führer-Schmäh,
des Martins Wolfschanzreimerei,
endlich ist sie nun vorbei -
Aus Krankheit, wie wir lernen,
wird er sich vom Reimen nun entfernen -
in den Wind gedichtet hat ein Ende
1000 Jahre, viele Bände
haben wir's ertragen
Jetzt können wir endlich leise Servus sagen...
die Krone, ab heute ohne Führer-Schmäh,
des Martins Wolfschanzreimerei,
endlich ist sie nun vorbei -
Aus Krankheit, wie wir lernen,
wird er sich vom Reimen nun entfernen -
in den Wind gedichtet hat ein Ende
1000 Jahre, viele Bände
haben wir's ertragen
Jetzt können wir endlich leise Servus sagen...
Antwort auf Sibylle Berg
Im SoBli Magazin hat Sibylle Berg letzte Woche über den "gecremten Mann" geschrieben. Hier meine Replik von dieser Woche.
Liebe Sibylle Berg, das ist ja mal wieder typisch! Wenn Euch Frauen langweilig wird, habt Ihr nichts Besseres zu tun, als Euch Gedanken um uns Männer zu machen. Und – ehrlich gesagt – ein bisschen mögen wir Kerle das ja auch. Wir finden es süß, wenn Ihr Euch beim Latte Macchiato auf den Zürcher „Terrassen“ über die Bett-Qualitäten Eurer Lebenspartner austauscht, von George Clooney schwärmt, Unterwäsche debattiert und die vorbeiziehenden Männer mit Schulnoten bewertet: „Schau mal, den süßen Knackarsch“, „Den würde ich auch nicht von der Bettkante...“ Und so weiter.
Aber, liebe Sibylle Berg – dass sie nun im SoBli-Magazin pauschal behaupten, dass der neue Mann gecremt sei und ein Weichei, und noch mehr, dass Ihr aufgeklärten Frauen darüber nur schmunzeln könnt, das halte ich, gelinde gesagt, für eine typisch weibliche – und deshalb natürlich falsche - Analyse. Sie verrät nichts anderes als die Tatsache, wie verloren Ihr selbst seid. Und wie verklemmt Ihr noch immer mit den Nachwirkungen der so genannten Emanzipation umgeht. Dass Ihr Eure Rolle zwischen Macho-Frau und Heimchen noch immer nicht gefunden habt. Und dass Ihr in einer gigantischen Geschlechter-Depression steckt, weil Ihr von Euch selbst erwartet, besser zu sein als wir Kerle! Ja, da kann man als Mann fast ein bisschen Mitleid mit Euch Frauen bekommen.
Dienstag, 31. Januar 2012
Schulpolitik in Orchestern - lächerlich!
Seit Jahren haben Orchester, Kunsthallen und Theater auf ihr größtes Problem reagiert: die Verdummung deutscher Schüler! Sie wissen, dass Musik, Bildende Kunst und Darstellendes Spiel zu „Kaugummifächern“ verkommen sind. Dass es in Deutschland in keinem Fach so viel Stundenausfall wie in Musik gibt. Und das, obwohl Pädagogen wissen: Musik fördert die Gehirnaktivität, stärkt das Rechnen, das soziale Miteinander, die Konzentration und die Sprachausbildung. Stattdessen wird an Deutschen und ganz besonders an Bremer Schulen versucht, die Hauptfächer zu stärken. Das Land braucht Mathematiker, also wird der Schwerpunkt auf Mathematik gelegt. Meist mit wenig Erfolg. Denn ein guter Mathematiker ist meist auch ein guter Musiker.
Dass nun ausgerechnet der Bremer Bürgermeister Jens Börnsen mit seiner Staatsrätin für Kultur, Carmen Emigholz, die Bremer Kulturinstitutionen auf den Prüfstand gesellt hat und fordert, dass die Kooperation mit Schulen in Zukunft auch juristisch im Auftrag der Kulturinstitutionen festgeschrieben sein soll, ist – mit Verlaub – lächerlich. Die Bremer Kunsthalle und die Weserburg bieten längst selbstverständlich Programme für Jugendliche an, das Theater und die Bremer Philharmoniker ebenso – letztere haben sogar einen eigenen Schülerraum, in dem Kinder täglich unter professioneller Anweisung Instrumente ausprobieren können. Und selbst freie Ensembles wie die Kammerphilharmonie retten der Bremer Schulpolitik seit Jahren das letzte Stück Ehre, in dem sie in einer Schule im Brennpunkt üben und dort auch mit den Schülern zusammenarbeiten! All diese Institutionen brauchen keine „Befehle“ der Politik – sie leben die Weitsicht, die der Politik fehlt, seit Jahren.
Donnerstag, 26. Januar 2012
Die Entertainer und die Oper
Persönlich finde ich es erst einmal charmant, dass jemand wie Thomas Gottschalk noch immer aufgeregt ist. Er will es noch mal wissen und hat Angst, dass Deutschland nichts mehr von ihm wissen will. Und, klar, so richtig zündend ist das neue Vorabend-Format noch nicht: das Altersheim entdeckt Facebook und nimmt Nachhilfe bei der blonden Praktikantin. Und, ja, auch das stimmt: wenn die "Fünf Freunde" aus dem neuen Blyton-Film auf dem Sofa sitzen, wirkt Opa Tommy ein wenig hilflos und ist froh, wenn er die Kinder in der Internetredaktion abgeben und schnell verschwinden kann. Denn in seiner dritten Sendung hatte er noch weitere Gäste: Anna Netrebko und Erwin Schrott.
In den letzten Jahren hat Gottschalk Netrebko, Villazon und Lang Lang entdeckt, um sein Scorpion-Image um das des Bildungsbürgers zu erweitern. Regelmäßig saßen sie auf seinem "Wetten dass..."-Sofa. Immerhin! Gottschalk pilgerte nach Bayreuth und moderierte den "Echo"-Klassik. Und, ja, es ist ehrenwert, dass er die Oper wieder in der Unterhaltungskultur hoffähig gemacht hat. Doch leider tut er das ohne Substanz. So altklug wie er über die Klassik redet ("Ja, ihr Jugendlichen da draussen, das ist auch Musik. Da kann man sich auch mal was schönes anziehen") wird er wohl niemanden in die Konzertsäle locken. Höchstens das angegraute Abo-Publikum, das aber auch ohne Gottschalk kommen würde. Vergangen die Zeiten, als die Fremdsprachensekretärin aus Brüssel bei Kulenkampff noch eine Arie aus "Aida" erkannte!
Bei Gottschalk-Live fragte der Showmaster Schrott und Netrebko, ob sie die Klum kennen. Die Antwort: Nö. Aber die Oper sei doch wie Hollywood: Eifersucht und Liebe. Als Schrott etwas über die Tradition und die Größe des Alten, das immer neu entsteht, sagen wollte, war Gottschalk schon wieder ganz wo anders. Wie die beiden denn ihr Leben und ihre Ehe organisieren...
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